Mein Reisebericht zu den Klippenkatzen im August 2012

von Birgit Fromberg, Berlin

Eine Reise der besonderen Art
 
Guten Tag,
am 24.08.2012 bin ich zusammen mit Martina, einer mir bis zu diesem Tag noch unbekannten Tierschützerin, von Berlin aus für 5 Tage nach Istanbul geflogen.
Der eigentliche Grund der Reise war es, 4 Katzen eines berfreundeten Vereins und den dreibeinigen Mike, dessen Geschichte ja hier erzählt wurde, nach Deutschland auszufliegen.
 

 

Wir standen mit Karin in Kontakt, kannten uns aber alle drei nicht persönlich Warum also nicht in Pendik Quartier beziehen, mit eigenen Augen sehen, wie die Klippenkatzen leben? Gesagt, getan und jetzt geht’s auch schon los:
 
Alltag auf den Klippen
Um 6.30 in der Früh schlägt Karin samt Fahrrad mit Bollerwagen und oftmals in Begleitung ihrer Freundin Nazli an den Klippen auf. Jeden Tag! Sieben Tage die Woche! 

Man muss sich das Szenarium so vorstellen: erst kommt das Meer, dann die relativ steilen und schroffen Klippen, die von einer halbhohen Mauer begrenzt werden, an die sich die Spaziergängerpromenade anschließt. Dahinter kommt eine Wiese und dann, leider, eine sehr befahrene vierspurige Schnellstraße. Auch als Mensch hat man seine liebe Not, heil über diese Straßen zu kommen, da die Istanbuler einen außerordentlich dynamischen Fahrstil pflegen.
 
Der von von Karin "bewirtschaftete" Klippen Teil zieht sich ca. 4 km lang. auf mehrere Kolonien verteilt leben hier geschätzte 70 Katzen. Da es bereits um 8 Uhr  morgens sehr, sehr heiss sein kann in Istanbul, kann man sich vielleicht vorstellen, dass diese 4 Km nicht so ganz ohne sind. Keine Bäume, die Schatten spenden, nichts.
 
Unter den Klippen befinden sich Hohlräume. Diese Hohlräume eignen sich prima als Verstecke für die Katzen, sie finden dort Schutz. Gemütlich ist es nicht.
 
Karin hat dort Wassernäpfe installiert, leider werden diese von böswilligen Menschen immer wieder "entsorgt" oder das Wasser wird verunreinigt.
 
Zersplitterte Flaschen und zugeschissene Windeln machen das Ambiente nicht idyllischer. Aufsammeln macht wenig Sinn, am nächsten Morgen sieht’s wieder genau so aus.
 
An Bord des Bollerwagens befinden sich : das von Karin am Vorabend zubereitete und in diversen Behältnissen verstaute Katzenfutter, bestehend aus  eingeweichtem Brot, Reis, Gemüse, Hühnchen, Trockenfutter, mehrere Kanister mit Wasser und wenige Dosen des sehr, sehr kostbare Katzenfutters aus Deutschland. Die Mengen sind genau berechnet. Des Weiteren hat Karin Feuchttücher, Desinfektionsmittel und Augensalbe dabei.
 
Trächtige Katzen, Wöchnerinnen und Kitten bekommen jeweils eine kleine Portion des "deutschen" Futters zusätzlich.
 
Kranke Katzen werden eingesammelt und zum Tierarzt gebracht.  Der hat seine Praxis  inmitten von Pendik, weitere 4 km entfernt. Wenn Geld da ist, werden Tiere kastriert.
 
Die Katzen machten insgesamt einen guten Eindruck. Sie sind schlank, das ja, aber nicht zaundürr. Einige der Katzen, wie die berühmte "Whiskas", leben schon seit Jahren auf den Klippen. Niemand würde bei ihrem Anblick auf die Idee kommen, dass es sich um eine Straßenkatze handelt. Sie trägt einen wunderbaren  silbergrauen Pelz, ist selbstbewusst und sich ihrer Schönheit bewusst.
 
Whiskas läuft, wie viele der Katzen, die ganze Futtertour auf der Mauer mit. Die Katzenteenys bevorzugen es, im Bollerwagen mitzufahren. Auch die Satteltaschen des Fahrrades sind ein beliebtes Transportobjekt.
 
Fast alle Katzen lassen sich streicheln, sind schmusig und ausgesprochen gesprächig. Sie sind allesamt anspruchslos und  genügsam.
Jede Form von Zuwendung nehmen sie gerne entgegen.
 
Karin und Nazli kennen jede der Katzen und merken sofort, wenn eine fehlt oder eine neue Katze auftaucht. Sehr große Anspannung machte sich einmal breit, als sie einen Karton auf den Klippen gefunden hatten, der zum Glück leer war... keine ausgesetzten Kitten, Gott sei Dank!
 An einem der Tage, an denen wir Karin auf die Klippen begleiteten, hatten drei pubertierende Bengel nix besseres zu tun, als einen Stein nach Karin zu werfen. Solche unschönen Erlebnisse gibt es leider auch.

Fazit
Karin und Nazli leisten großartige Arbeit. Manch Tierschutzverein kann sich da zwei bis drei Scheiben abschneiden. Karin hat so ganz nebenbei noch Mann, Kinder, Enkelkinder, diverse eigene Hunde und Katzen, Haus und Hof.
Nur Katzen, die nicht mehr in der Lage sind, auf den Klippen zu überleben, werden vermittelt. Karin füllt also keine deutschen Tierheime mit ausländischen Katzen.  
 
Appell
Karin benötigt für das Futter ca. 500 Euro im Monat. Heidi Lammers, die die HP der Klippenkatzen gestaltet hat, verdient einen Teil des benötigten Betrages mit Bücherverkäufen. Trotzdem gibt es Tage, an denen das Futter sehr knapp ist. 
 
Des Weiteren, als Beispiel: Die Kastration einer weibl. Katze kostet bei Karins Tierarzt, den wir kennen gelernt haben und der einen korrekten und  vertrauenswürdigen Eindruck gemacht hat, 90 €. Das ist viel Geld. Geld, was Karin nicht aus eigener Tasche erbringen kann.
 
In der Türkei hergestelltes Katzenfutter ist teuer und schlecht. Wir haben uns davon überzeugt. Auch wenn "Whiskas" auf der Dose steht, der Inhalt besteht hauptsächlich aus Fettschlacken und Abfallprodukten.
 
Leider ist es fast nicht möglich, deutsches Katzenfutter per Post in die Türkei zu schicken. Die Pakte gehen verloren oder werden aufgerissen und die Hälfte fehlt.
Die üblichen Verdächtigen unter den Tierfutterherstellern liefern unseres Wissens nach nicht in die Türkei.
 
Daher: Wenn jemand Karin und damit die Katzen unterstützten möchte, Futter  bestellen und an Heidi Lammers liefern lassen. Irgendjemand fliegt immer irgendwann nach Istanbul und kann Futter mitnehmen. Martina und ich werden  mit Sicherheit wieder fliegen.
 
Wenn jemand ein paar Euronen übrig hat: Die Klippenkatzen würden sich über "Tierarztkostenzuschuss-Patenschaften" freuen.
 
Wenn jemand ein ganz großes Herz und viele Euronen übrig hat: Die Klippenkatzen würden sich über Kastrationspatenschaften  freuen (nicht wirklich, wer möchte schon kastriert werden, aber was sein muss, muss halt sein)
 
 
Last not least 
Vielen Dank an Karin, Ihren Mann und Nazli. Vielen Dank für die herzliche, überwältigende Gastfreundschaft. Und Vielen Dank an meine Reisegefährtin Martina, die mir ebenso wie Karin, eine Freundin geworden ist.